Seit einigen Jahren übe ich mich – mal mehr, mal weniger erfolgreich – im Gärtnern. Als räumliche Grundlage dient unser Südbalkon, der in etwa 10qm groß ist. Ich lerne hauptsächlich durch Ausprobieren, was dazu geführt hat, dass sich über die Jahre immer mehr Töpfe, Kisten, Körbe, Kästen auf dem Balkon angesammelt haben.


Aleks guckt sich das an und wünscht sich ab und zu eine bestimmte Pflanze. Ansonsten ist hauptsächlich wichtig, dass wir auf dem Balkon auch noch sitzen können.
Mit dem wachsenden Ausmaß gehen allerdings auch unterschiedliche Anforderungen der Pflanzen einher, die ich oft ignoriere (ich habe z.B. keine Tomaten-, Kräuter- oder Rosenerde, die Kräuter wohnen in mit Sand gemischter Gartenerde, niemand bekommt Spezialdünger, denn dafür gibt es ja den Wurmkompost).
Das geht oft gut.
Was oft nicht klappt, ist die gute Bewässerung: Mir ist bewusst, dass ich häufig zu wenig und zu den falschen Zeitpunkten gieße. Über die Jahre ist meine Gewohnheit da zwar besser geworden, aber vor allem Starkzehrer wie Gurken nehmen mir gefühlt jede Inkonsequenz übel.
Wie kann ich das also technisch lösen?
Wie immer (lässt sich wirklich auf erschreckend viele Lebensbereiche übertragen) will ich maximalen Output bei maximaler Effizienz (ich bin faul und will trotzdem, dass es geil wird). Wie immer (echt oft!) lande ich in der gemeinsamen Überlegung mit meinem Mann bei der Frage: „Kann ich das auch automatisieren?“. Aber schon auch so, dass es noch irgendwie natürlich ist, weil geht ja um den „Garten“, nech.
Natürlicher Automatismus: Ohne Strom
Die Balkonbewässerung ist an sich schon unnötig energieintensiv, denn ich gieße mit abgestandenem Leitungswasser. So, wie unser Wohnhaus gebaut ist, müssten wir für eine Regenwassertonne das Regenrohr anbohren und das sieht die Hausverwaltung eher nicht so gern, leider. Um nicht noch mehr Ressourcen für dieses Hobby einsetzen zu müssen, wollte ich daher gern eine Lösung, die bestenfalls ohne Pumpe, also ohne Strom, auskommt.
Auf meiner Suche nach etwas, das stromlos, praktisch, annähernd wartungsfrei und ok aussehend ist, bin ich bei „Ollas“ gelandet. Haha, how little did I know! Aleks fand die nämlich total lahm, aber das Prinzip geil: Über unglasiertes Keramik findet Diffusion zwischen einem Behälter und der Pflanzenerde statt. Im besten Fall wird so nur so viel Wasser verbraucht, wie die Pflanze(n) in der Nähe brauchen. Großartig!

Also gruben wir uns ein und lasen und suchten und verglichen Bewässerungssysteme. Nach einiger Zeit sind wir bei „Blumat“ gelandet. Das System macht sich das beschriebene Prinzip zu nutze und verbindet das mit einer Tropfbewässerungsanlage, die mit Wasser über einen Hochtank (Druck statt Strom) versorgt wird. Knaller!
Spannend…
Ich habe nach dem Fund erstmal angefangen, die Wohnung mit mehr Zimmerpflanzen auszustatten, da ich nun endlich eine Lösung dafür hatte, dass diese mir immer entweder verdursteten oder ertranken. Was soll ich sagen: Es läuft wie am Schnürchen. Für die Zimmerpflanzen nutze ich mehrere „Blumat Classic“, auch für den durstigen Zitronenbaum.

…und nervig in der Planung
Wer sich auf https://www.blumat.com/ etwas einliest, merkt schnell, dass die Tropfbewässerungs-Variante für den Garten und Balkon weniger romantisch sondern sehr technisch ist. Neben interessanten Wortschöpfungen wie Verteiltropferendstück wird man verwöhnt mit Planungshilfen, einer umfangreichen Bedienungsanleitung, T-Stücken, Schlauchabzweigern und einer insgesamt eher mittelmäßigen Website.
ABER, die bieten genau das an, was ich gesucht habe:
„Die Wasserabgabe erfolgt langsam und dosiert. Dadurch erhalten die Pflanzen immer temperiertes Wasser, ein gesundes und üppiges Wachstum ist die Folge.“
blumat.com
DAS WILL ICH HABEN!
Die konkrete Planung habe ich dann sehr lange (Monate) vor mir hergeschoben. Erst habe ich eine maßstabsgetreue Skizze des Balkons mit allen Pötten angelegt.
Wer über die folgenden Bilder hinaus interessiert ist, findet hier ein Spreadsheet dazu.

Bei der Planung habe ich folgende Vorüberlegungen getroffen:
- Wie viele Behälter habe ich?
- Welche Größe haben sie?
- Wie sollen sie jetzt und Zukunft angeordnet sein?
- Wie viele verschiedene Pflanzen bzw. Bewässerungsansprüche sollen in den jeweiligen Behältern sein? Und wo brauche ich Reihenbewässerung?
Nach diesen Eckpunkten habe ich meine Planung aufgesetzt und eine Anzahl an Standard-Tropfern, Maxi-Tropfern (für tiefe Gefäße wie Kübel oder Hochbeete), Verteiltropfern und Endstücken definiert.
Parallel dazu habe ich mir schon sehr grobe Gedanken zur Schlauchführung gemacht, um zu wissen, an welchen Stellen ich Schlauchabzweiger (jahaaa, Fachsprache!) brauche und wo ich die Tropfer direkt an den Zufuhrschlauch anschließe. Diese Gedanken mündeten in einer weiteren Aufstellung, in der ich gleichzeitig meine Kosten kalkuliert habe:

(Man sieht, dass ich kein Absperrventil eingeplant habe. Diesen Fehler begradigen wir jetzt, das Teil ist bestellt und unterwegs.) Der Blumat-Onlineshop erlaubt es, Schlauch in Meterware und die meisten anderen Teile als Einzelstücke zu bestellen. So konnte ich tatsächlich meine individuelle Situation ohne all zu viele sinnlose Zusatzteile perfekt abbilden. Die Tropfbewässerung gibt es zwar auch als „Starterset“ im Gartencenter, ich kann mir allerdings kaum vorstellen, dass es den Standardfall in diesem Anwendungsfeld gibt. Für unseren Balkon mit 25 Standard- und 4 Maxi-Tropfern sowie 15 Verteiltropfern (3 Bewässerungsketten) und 5 Endstücken, zzgl. Tank-Anschluss, Abzweigern, dda, bin ich bei knapp 200 Euro Materialkosten gelandet. Ok-er Budgeteinsatz, finde ich.
Nach viel zu wenigen Tagen Lieferzeit war der ganze Bums da. Wie wir das aufgebaut haben, schreibe ich demnächst auf. 🙂