Es sollte also endlich sein: Die in Einzelteilen bestellte Tropfbewässerungs-Anlage von Blumat musste wohl oder übel auch mal irgendwann angeschlossen werden. Im letzten Artikel habe ich mich ja darüber gefreut, dass ich alle Teile individuell für genau meine Planung bestellen konnte. Jetzt, wo Tag X da war, hoffte ich einfach, dass ich nicht irgendeinen Knoten in meinem sehr komplizierten Kopf habe und alles passt. Aleks und ich haben den Bums gemeinsam zusammengesteckt – war für uns beide was Neues und er hat meistens genau da gute Ideen, wo ich nicht weiterkomme.
Bevor mit dem Einbau losgelegt werden kann, müssen übrigens alle Pflanzen gründlich gewässert werden. Mit gründlich ist wirklich gründlich gemeint. Also, wirklich. Ich habe das vermeintlich gut gemacht, allerdings hat mir der superschnell leer gesaugte Tank in den ersten Tagen etwas anderes erzählt. Rückblickend würde ich vorweg auf jeden Fall die doppelte Menge von dem Gießen, was ich dachte, was reichen würde.
Richtig schön durchfeuchten.
Parallel müssen auch alle Schläuche und die „Sensoren“ (die Tonkegel) gewässert werden. Erst die Kegel einzeln.


Das ist im ersten Schritt schon nicht wenig aufwendig, da Sensoren mit aufgeschraubtem Deckel geliefert werden. Schritt 1 also: Alles auseinanderschrauben. In unserem Fall: 29 mal Deckel abschrauben. Wichtig ist, dass die Tonkegel mindestens 15 Minuten richtig gut bedeckt im Wasser stehen. Der Ton muss komplett durchfeuchten.
1 Tank, sie alle zu gießen
In der Zwischenzeit hat Aleks einen 10 Liter Wasserkanister zum Hochtank erklärt und mit dem korrekten Schnüffelstück für den Schlauch versehen:


Den Wasserkanister hatten wir „zufällig gerade da“ (Aleks hat mit Beginn der Pandemie unsere Vorräte aufgestockt und dabei auch dafür gesorgt, dass wir ausreichend Trinkwasser lagern können, wenn notwendig). Er fasst 10 Liter. Im Hochsommer, wenn hier alles blüht, vergieße ich an einem Morgen schonmal gern 15 – 20 Liter. Dass diese Rechnung eventuell nicht ganz aufgeht, wenn ich eine potenzielle Urlaubsversorgung für die Pflanzen haben möchte, ist uns erst zu einem späteren Zeitpunkt klar geworden. Naja, wir mögen Prototyping. Also wurde der Tank erstmal aufgehängt.
Regel: Pro 5 Meter Zufuhrschlauch min. 0,5 m über dem höchsten Tropfer montieren. Für unseren 2 x 5 x 2 m großen Balkon haben wir gut 10 m Zufuhrschlauch am Start, also hängen wir den Kanister in etwa 1 m über den ersten Balkonkasten auf:

Über den Anblick hat sich bisher noch niemand beschwert. Unsere direkten Nachbarn auf der anderen Seite des Balkons waren dagegen sogar sehr interessiert über unser Treiben – sind sie doch jetzt gerade selbst groß in die Balkongemüse-Aufzucht eingestiegen. :-))
Der Wasserkanister ist an sich keine schlechte Idee, denn er hat oben eine schön große Öffnung. Mittlerweile bin ich ganz gut darin geübt, auf einen kleinen Tritt zu steigen und mit einem 5 l Eimer oben Wasser (fast ohne zu Tropfen!) reinzuschütten. Die 10 l sind in Hinblick auf kommende Urlaube trotzdem zu klein.
Und dann nochmal Wasser, bitte!
Bevor es endlich wirklich ernsthaft losgehen kann, sollen bitte nochmal alle Sensoren mit ihren Deckeln verschraubt werden und erneute 15 Minuten richtig schön durchziehen. Wichtig ist, dass die Tonkegel mit Wasser voll sind und dann erst der Deckel draufkommt. Also, ran ans Werk und wieder 29 Deckel drauf.


Ich betone das so, denn der Aufwand skaliert natürlich mit Größe der Anlage. An 60m Schlauch können 250 bis 500 Tropfer angeschlossen werden. Das haut in der Vorbereitung ganz schön rein. Ein Hochtank müsste lt. Hersteller dann übrigens bis zu 14 m hoch hängen. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, die Anlage an einen offenen Wasserhahn anzuschließen. Druckreduzierer bietet Blumat an.
Ein kurzes Wort zum Schlauch
Wie beschrieben haben wir ca. 10 m Zufuhrschlauch als Annahme für die Höhe des Tanks angesetzt. Die werden sich von einer Seite des Balkons am Geländer entlang auf die andere Seite schlängeln. Tatsächlich bestellt habe ich allerdings 20 m Schlauch (den gibt es nur in 10 m Abschnitten). An einigen Stellen werden wir nämlich Abzweigungen einbauen, um von dort die Tropfschläuche anzuschließen.
Zusätzlich habe ich weitere 4 m Tropfschlauch bestellt, um die Bewässerungsketten bilden zu können. Hier lieber etwas Puffer einplanen, die 4 m waren am Ende eher knapp bemessen.
Kann es jetzt bitte ENDLICH MAL LOSGEHEN.
Jajajajajaja. Wir haben alles vorbereitet: Hochtankanschluss. Hochtank hängt. Sensoren sind gewässert. Verteiltropfer, Abzweigungen und Tropfschlauch sind am Start. Außerdem haben wir den dicken Zufuhrschlauch auch noch in laues Wasser gelegt, der ist nämlich ganz schön starr.

Wir haben den Zufuhrschlauch mit Absicht erstmal „locker“ verlegt, damit wir später genug Material haben, um im Einzelfall nachjustieren zu können. Die Abschnitte haben wir entsprechend am Balkongeländer befestigt. Das sieht im Moment noch ziemlich nach Baustelle aus, wird aber in nächster Zeit „hübsch“ gemacht.
So mit dem Zufuhrschlauch umzugehen, lohnt sich auf jeden Fall. Ich habe zwischenzeitlich einen Balkonkasten etwas verschoben und mit auf den cm abgemessenem Schlauch hätte ich jetzt ein Problem.
Wie geht das nun: Wir hangeln uns von Gefäß zu Gefäß. Überall dort, wo ein Sensor mit Tropfer hinkommt, wird der Schlauch durchgeschnitten und ein Abzweiger zum Topf aufgesteckt. Das erfordert etwas Kraft, aber nicht all zu viel.

Der Blumat-Sensor wird dann direkt daran angeschlossen und möglichst tief in die Erde gesteckt. Für den Kübel und das Hochbeet habe ich entsprechend längere Sensoren, die tiefer in der Erde messen.

So haben wir erstmal durch die Bank alle Tropfer angebracht. Wo nötig, habe ich Schlauchabzweiger gesetzt, damit wir weniger Strecke von Zufuhr- zu Tropfschlauch brauchen. Ganz am Ende habe ich die drei Bewässerungsketten gebaut.


Die Verteiltropfer stehen mittlerweile auf kleinen Plastikstützen. Die waren zwischenzeitlich nicht lieferbar. Ich empfehle die Stützen doll, um 1-2 cm Luft zwischen Tropfer und Erde zu bringen. Die Verteiltropfer haben Verstopfungsgefahr.
Am Ende der Abzweigungen und der Bewässerungsketten muss immer ein Endstück montiert werden, damit das Wasser nicht aus dem Zufuhrschlauch schießt:

Wasser Marsch!
Das ging alles überraschend unfallfrei! Das Material ist sich genau ausgegangen (außer Zufuhrschlauch, davon habe ich noch ca. 8m übrig). Wir mussten beim Aufbau nichts korrigieren. Es musste nicht einmal ehetypisches Geschrei stattfinden. Ich bin ganz verliebt!
Der letzte Akt ist, dass möglichst alle Sensoren ganz zugedreht sind, bis auf den letzten. Dann kann das Wasser kommen und erstmal alle Luft aus dem Schlauch spülen. Danach habe ich angefangen von hinten nach vorn alle Sensoren einzustellen: Das Rädchen auf dem Deckel so lange zudrehen (die Richtung ist obendrauf mit einem – markiert), bis gerade noch ein Tropfen am Schlauch hängt. Und dann nochmal zwei „Pfeile“ (sind auf dem Deckel abgezeichnet) weiterdrehen.


Es gibt eine sehr gute Bedienungsanleitung, die das alles detailliert erklärt. Wer sich das Zeug bestellt, sollte die unbedingt lesen. Echt jetzt!
2 Wochen später …
Ein bis zwei Wochen lang soll man die Sensoren jetzt im Blick behalten und im Einzelfall nachjustieren. Hab ich gemacht.
In den ersten 5 Tagen musste ich viel zu oft Wasser nachschütten. Für mich ein Zeichen, dass ich vor der Installation nicht genug gegossen habe. Seitdem ist nur eine Pflanze ersoffen, die muss sich gerade noch etwas erholen. Bei allen anderen sieht es gut aus. Verdurstet ist niemand.
Obacht bei Kräutertöpfen: Mein Salbei/Oregano/Thymian-Topf ist mit mit 50% Sand gemischte Gartenerde. Finden die Kräuter einfach besser. Da ist das Wasser am Anfang auch ganz schön durchgerauscht, bzw. musste ich hier am meisten nachjustieren. Jetzt, ca. nach 3 Wochen, hat sich aber alles eingependelt.
Ich bin mittlerweile vorsichtig optimistisch. Heißt also: In Garten-related Unterhalten werde ich einen mit Übertreibungen gefüllten Lobgesang auf die Anlage anstimmen. Dank einiger Regentage hat sich das Feuchtigkeitslevel gut eingepegelt. Alle Pflanzen haben einen deutlichen Sprung gemacht. Die Tomaten bilden Früchte aus. Die Erdbeeren blühen. Die Echinacea-Staude kommt langsam. Alles in Allem ein angenehmes „Wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“-Feeling. Yay!
Nur die Sache mit dem Tank wäre da noch…
Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Der 10l Kanister ist definitiv zu klein, v.a. für die Urlaubsbewässerung. Ich wollte ja nie irgendwas mit Pumpe (Energiesparsamkeit und so). Gleichzeitig können/wollen wir die Regenrinne nicht anbohren und auch keinen größeren (schwereren!) Tank anhängen. Das muss man sich vorher sehr bewusst machen. Wer einen offenen Wasserhahn auf Balkon/Terrasse hat, hat dieses Thema natürlich nicht.
Unsere Lösung wird wohl ein stehender Ersatztank sein, der nach Bedarf Wasser in den Hochtank pumpt. Das wird Aleks nach höchsten Effizienzansprüchen gestalten. Wenn das demnächst fertig ist, schreiben wir das hier auf.
Bis dahin schütte ich alle 2-3 Tage zwei Eimer voll Wasser in den Tank und lege die Füße hoch. Sich Gießen können die Pflanzen jetzt schließlich allein.